Künstlerportrait: Malcolm Brook

| Friedrich Eschwey

Es war dem in England geborenen Malcolm Brook sicher nicht an der Wiege gesungen worden, dass er sich im Nordschwarzwald einen Namen als Objektkünstler machen würde. Für seine Entwicklung zum Künstler war die Begegnung mit der englischen „Automata-Bewegung“, einem spielerischen Gegenpol zur klassischen Kunst, von entscheidender Bedeutung. Angesiedelt ist diese „Automataszene“ zwischen Kunst und Mechanik. Mit der Möglichkeit „Mechanische Poesie“ zu schaffen, hatte Malcolm Brook seine künstlerische Sprache gefunden. Entstanden sind unzählige skurrile mechanische Objekte, gefertigt aus Holz, Pappe und Edelstahl. Mit bedacht sind die Titel seiner Objekte gewählt, die da zum Beispiel „An American Celebration“ oder „Cosmic Cow“ lauten und dem Betrachter nicht unmittelbar ihren Sinn erschließen. Brook warnt davor, in seinen Werken eine intellektuelle Bedeutung zu suchen: „Es gibt nur die, die Sie sehen möchten“. Gerne zitiert er Picasso: „Wenn es um Kunst geht, wollen die Leute verstehen. Warum versucht niemand das Singen eines Vogels zu verstehen? Warum liebt man die Nacht, Blumen, alles was uns umgibt, und versucht nicht es zu verstehen?“ Ihre Faszination entwickeln die hölzernen Kunstwerke aber nur in der Bewegung, für die sorgt eine meist einfache Technik.

Sitz der Gefühle – Oder wie man den Bach runtergeht

Ein Orgelspieler sitzt vor seinem Instrument. Bekleidet mit Jäckchen, Käppchen und Schuhen, alles pinkfarbig, die Sonnenbrille auf der Nase, den nackten Popo dem Betrachter entgegengestreckt. Rechts daneben eine Tanne im Pflanzentopf und links ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Unter dem Sitz ein rotes Teufelsköpfchen mit zwei Hörnern und einem goldenen Krönchen. Der Spieler schaut durch ein rundes Fenster und sieht einen schwebenden Engel. Dreht man an der Kurbel, dreht der Musikant sein Köpfchen hin und her, der Engel flattert, das Teufelchen nickt und das Stück Kirschtorte klappt in der Mitte auf und zu. Aus 12 Pfeifen von Schwarzwälder Kuckucksuhren ertönt Bachsche Orgelmusik. Bleibt die Frage: Wo ist der Sitz der Gefühle?

Um sich eine Indienreise finanzieren zu können, kam Brook 1983 nach Deutschland, wo er sich sechs Monate aufhalten wollte. Aus den sechs Monaten wurden mittlerweile 25 Jahre. Er lebt mit seiner Familie in Schömberg-Oberlengenhardt. In einem alten Bauernhaus hat er im ehemaligen Kuhstall seine Werkstatt eingerichtet, wo seine Bewegungsapparate entstehen.


Malcolm Brook bei der Arbeit an „Sitz der Gefühle – Oder wie man den Bach runter geht“.